JULIAN
vor dem Altar mit erhobenen Händen.
So habe ich denn vor aller Augen und in Demut Öl und Wein ausgegossen zu Eurer Ehre, Ihr wohltätigen Götter, die Ihr diese Euch so sehr frommende Handlung feierlichen Gedächtnisses so lange habt entbehren müssen. Ich habe meinen Dank zu Dir emporgesendet, Apollon, dem von den Weisen einige – zumal morgenländische – den Namen des Sonnenkönigs beilegen: denn Du bringst und erneust das Licht, das des Lebens Grund und Ursprung ist. – Dir habe ich mein Opfer dargebracht, Dionysos, Du Gott der Entzückung, der Du die Seele des Menschen dumpfer Niedrigkeit entreißest und sie emporhebst zu einem des Geistes würdigen Verkehr mit höheren Geistern. – Und obwohl ich Dich zuletzt nenne, habe ich Deiner doch nicht weniger innig gedacht, o Fortuna! Stände ich wohl hier ohne Deine Hilfe? Ich weiß sehr wohl, daß Du Dich nicht mehr selbst offenbarst, wie es in dem goldenen Zeitalter geschah, wovon jener blinde Sänger ohnegleichen uns erzählt hat. Aber das weiß ich doch – und darin stimmen die anderen Weisheitsfreunde alle mit mir überein, – daß gerade Du wesentlichen Anteil hast an der Wahl des begleitenden Dämons, des guten oder des verderblichen, der jedwedem Menschen auf seinem Lebensgange folgen soll. Ich habe keine Ursache, über Dich zu klagen, Fortuna! Vielmehr habe ich die allergrößte Veranlassung, Dir Lob und Preis darzubringen. Dieser Pflicht, die meinem Herzen so teuer ist, habe ich mich heut unterzogen. Auch nicht vor der niedrigsten Verrichtung habe ich mich gescheut. Hier stehe ich im hellen Licht des Tages; die Augen aller Griechen sind auf mich gerichtet; ich erwarte, daß die Stimmen aller Griechen mit meiner Stimme sich vereinen, Euch anzurufen, Ihr unsterblichen Götter!
Während des Opferdienstes haben sich die meisten christlichen Zuschauer einer nach dem andern entfernt; nur ein kleiner Haufen ist zurückgeblieben. Als Julian inne hält, wird nur schwacher Beifall gehört, vermischt mit leisem Gelächter und verwundertem Flüstern.