JULIAN
spricht zu den Versammelten.
So großen Erfolg haben mir die Götter vergönnt. Kaum einer einzigen Stadt habe ich mich auf meiner Reise genähert, ohne daß die Galiläer in hellen Haufen mir auf der Landstraße entgegengeströmt wären und, jammernd über ihre Irrtümer, unter die Obhut der göttlichen Mächte sich begeben hätten. Was ist im Vergleich dazu der Spötter törichtes Gebahren? Gleichen die Spötter nicht Hunden, die in ihrer Dummheit den Mond anbellen? Doch ich will nicht leugnen, daß es mich verdrossen hat zu erfahren, einige Bürger dieser Stadt hätten höhnische Worte über die Lebensweise fallen lassen, die ich den Priestern der Kybele, der gütigen Göttin, eingeschärft habe. Müßte nicht die Ehrfurcht vor einer so erhabenen Gottheit ihre Diener davor schützen, zum Gegenstande des Spottes gemacht zu werden? Ich rufe jenen dummdreisten Menschen zu: seid Ihr Barbaren, daß Ihr nicht wisset, wer Kybele ist? Sollte ich Euch im Ernst daran erinnern müssen, daß damals, als die römische Macht so hart von jenem punischen Feldherrn bedroht wurde, dessen Grab ich vor kurzem in Libyssa gesehen habe, – daß damals die kumäische Sibylle den Rat gab, die Bildsäule der Kybele aus dem Tempel in Pessinos zu entfernen und sie nach Rom zu bringen? Was nun die Lebensweise der Priester anbetrifft, so haben einige Leute sich darüber aufgehalten, daß es den Priestern verboten sei, Wurzeln zu essen und alles, was am Boden entlang wächst, während es ihnen erlaubt ist, Pflanzen und Früchte zu genießen, die in die Höhe wachsen. O, Ihr neunmal Unwissenden, ich bedaure Euch, daß Ihr das nicht begreift! Kann denn der Geist des Menschen sich von dem nähren, was am Boden entlang kriecht? Lebt nicht die Seele von all dem, was zum Himmel und zur Sonne emporstrebt? Diese Dinge will ich heute nicht weitläufiger erörtern. Was sonst noch darüber zu sagen ist, das werdet Ihr in einer Schrift finden, an der ich in meinen schlaflosen Nächten arbeite, und die, wie ich hoffe, binnen kurzem sowohl in den Lehrsälen als auf den Märkten wird vorgelesen werden. Er erhebt sich. Und hiermit, meine Freunde, wenn niemand weiter etwas vorzutragen hat, –