JULIAN.
Genug, genug, – mehr als genug, Libanios! Ihr klagt über Teuerung. Aber sag’ mir, ob jemals die Üppigkeit mehr geblüht hat als jetzt? Steht einen Tag die Arena leer, wenn es heißt, ein neuer Löwe sei aus Afrika angekommen? Als in der vorigen Woche die Rede davon war, wegen der Teuerung alle Tagediebe und Müßiggänger aus der Stadt auszuweisen, forderten da nicht die Bürger mit lautem Geschrei, es sollte eine Ausnahme mit den Fechtern und Tänzerinnen gemacht werden; denn ohne die meinte man nicht auskommen zu können! – Ach, die Götter müssen wohl ihre Hand von Euch abziehen im Zorn über Eure Torheit! Es gibt Weisheitslehrer genug in der Stadt; aber wo ist die Weisheit? Warum treten so wenige in meine Fußstapfen? Warum bleibt man bei Sokrates stehen? Warum geht man nicht, ein Stückchen weiter und folgt Diogenes oder – wenn ich so sagen darf – mir, da wir Euch doch zum Glück führen? Denn ist nicht das Glück das Ziel aller Weisheitslehre? Und was ist das Glück anderes als Übereinstimmung mit sich selbst? Fordert der Aar goldene Federn? Wünscht der Löwe sich Klauen von Silber? Oder begehrt der Granatbaum, Früchte aus funkelnden Steinen zu tragen? Ich sage Euch, kein Mensch hat ein Recht zu genießen, bevor er sich nicht hinreichend gestählt erwiesen hat, den Verlust des Genusses zu ertragen. Ja, er darf den Genuß auch nicht mit der Fingerspitze berühren, bevor er, nicht imstande ist, ihn mit Füßen zu treten. – Aber wahrhaftig, davon ist man noch weit entfernt! Doch ich will alle meine Kraft darauf verwenden. Um dieser Dinge willen will ich andere aufgeben, die auch wichtig sind. Der Perserkönig hat – beunruhigt durch meine Nähe – mir Friedensanerbietungen gemacht. Ich denke sie anzunehmen, um freie Hand zu bekommen, Euch aufzuklären und zu bessern, Ihr Störrischen! Was das übrige betrifft, so bleibt alles wie bisher. Alexandros sollt Ihr behalten. Seht zu, wie Ihr mit ihm auskommt. – Doch, mein Libanios, ich will nicht, daß es heißen soll, ich hätte Dich in Ungnade entlassen –