JULIAN
starrt in die Felskluft hinab.
Diese Tiefe unter uns! Wie winzig klein winden sie sich vorwärts zwischen Dorn und Dickicht längs dem steinigen Strom! – Als wir vor diesem Engpaß standen, da drängten die Führer, alle wie ein Mann, geraden Wegs hinein in die Enge. Es galt, eine Stunde Weges zu gewinnen, ein wenig Mühe zu ersparen – auf der Wanderung dem Tod entgegen. – Und die Scharen folgten ihnen so willig. Kein Gedanke, den Weg übers Gebirg zu verlegen; keine Sehnsucht nach den freien Lüften hier oben, die die Brust weiten und volleren Atemzug gewähren. Da gehen sie und gehen und gehen und sehen nicht, daß sie engen Himmel über sich haben – und wissen nicht, daß es Höhen gibt, wo er weiter ist. – Ist es nicht, Maximos, als lebten die Menschen, um zum Sterben zu kommen? Das ist der Geist des Galiläers. Ist sie wahr, die Kunde, daß sein Vater die Welt geschaffen hat, dann verachtet der Sohn das Werk des Vaters. Und gerade für diesen vermessenen Wahnwitz wird er so hoch gepriesen! – Was ist doch Sokrates gegen ihn gewesen! Liebte nicht Sokrates den Genuß und das Glück und die Schönheit? Und doch entsagte er. – Aber welch bodenloser Abgrund dazwischen – auf der einen Seite, nicht zu begehren, – und auf der anderen, zu begehren und doch zu entsagen. – Ach, diesen Schatz verlorener Weisheit möchte ich den Menschen wiederbringen. Wie einst Dionysos kam ich ihnen froh und jung entgegen, mit Laub um die Stirne, mit der Trauben Fülle in meinen Armen. Aber sie weisen meine Gabe zurück, und ich werde verhöhnt und gehaßt und verspottet von Freund und Feind.