PEER GYNT (kommt wirr und verwildert.)Luftschloß auf Luftschloß brückt es
Über die Tiefen hin!
Steh! Willst Du stehn! Da rückt es
Wieder aus Augen und Sinn!
Auf dem Turme der Hahn winkt
Mit seinen Flügeln zur Flucht; –
Und, ein entflatternder Wahn, sinkt
Alles ins Grauen der Schlucht. –
Was für Wurzeln und Stämme sprießen
Dort aus zerklüftetem Grund?
Das sind Riesen mit Reiherfüßen!
Da schluckt sie schon wieder ein Schrund. –
Wie Regenbogengeflimmer
Frißt sich mir’s ins Gehirn.
Was ist das für Glockengewimmer!
Was werkt da in meiner Stirn!
Der Schädel nimmt keinen Rat an.
Wie sollt’ er’s auch mit dem Band,
Dem brennheißen, um sich! Zum Satan!
Wer hat mir nur das umgebrannt!
(Sinkt nieder.)Bocksritt über den Genden.
Wer Dir das glauben mag?
Hoch an den schroffesten Wänden
Mit der Braut, – und im Rausch einen Tag;
Stoßende Falken und Weihen,
Trollspuk und ähnlicher Prast,
Liebschaften gleich mit dreien; –
O, Du verruchter Phantast!
(Starrt lange aufwärts.)Da segeln zwei braune Aare.
Gen Süden die Wildgäns’ ziehn,
Und hier soll ich armer Narre
Im Kot waten bis zu den Knien!
(Springt in die Höhe.)Ich will mit! Will baden mich rein in
Des Winds allerwildester Wut!
Will hoch! Will tauchen hinein in
Der Sonne Taufstrahlenflut!
Ich will fort! Ich schwing’ mich zu Pferde;
Ich reit’ mich von Sinn und Verstand;
Ich stürm’ übers Meer und werde
Kaiser von Engelland;
Ja, glotzt nur, ihr Mädels da drunten!
Ich tu,’ was ich mag, annoch.
Was wartet ihr, dumme Tunten –!
Das heißt, – am End’ komm’ ich doch?! –
Halloh! Die Adler da droben, –
Die hat wohl der Schwarze verhext! –
Da hat sich ein Giebel erhoben!
Schau’, schau’, wie das wird und wächst!
Ein Bauwerk aus Berg und Wolke!
Haha, jetzt kenn’ ich mich aus!
Breit winkt die Tür allem Volke, –
Das ist Großvaters neugebaut Haus.
Dem alten Gebälk ging’s zuleibe,
Der Hecke gab man den Rest.
Das glitzert von jeder Scheibe,
Im großen Saal, da ist Fest!
Da messert die Plappertasche,
Der Propst, an sein Glas und girrt; –
Da schmeißt der Kapitän seine Flasche,
Daß der Spiegel in Scherben zerklirrt. –
Laß fahren dahin! Laß fahren!
Schweig, Mutter; wir machen’s nicht gut!
Der reiche Jon Gynt mag nicht sparen, –
Ein Hoch auf das Gyntische Blut!
Was ist das für ein Gezeter!
Was für ein Gelärm’ und Gejohl’!
Der Kapitän ruft nach Peter, –
Der Propst will ausbringen mein Wohl.
Hinein denn, entgegengenommen
Dein Urteil von jedem im Saal! –:
Von Großem, Peer, bist Du kommen,
Und Großes noch wirst Du einmal!
(Springt vorwärts, rennt jedoch mit der Nase gegen einen Felsblock, fällt hin und bleibt liegen.)